dir...

den raum, den ich dir gab, hast du benutzt. bist an meine grenzen gestossen, es dauerte an. am ausgestreckten arm hast mich verhungern lassen, das würdest du nicht leugnen. das könntest du zugeben. das wäre kein problem für dich, deine schuld einzugestehen. aber denkst du auch an mich?

ich habe dich vergessen, arbeitstag um arbeitstag. es war keine harte arbeit. es war eine wohltuende beschäftigung, therapiecharakter. das hast du mir beigebracht. mit deiner ungeduld, die du in unschuldige geduld gepackt hast. darin fand sie keinen platz. wie ich keinen platz in dir fand, den du mich raum hättest nennen lassen. in dir war ich raumlos. wie unfair, vom leben, mich an dich geraten zu lassen.

jetzt würdest du mich einfach nur ansehen, mit deinen grossen blauen augen. mich einfach ansehen, ohne etwas zu sagen. wenn du dann endlich deine lippen öffnest, dann fühle ich mich schuldig. immer gabst du mir das gefühl schuld zu sein, dabei bist du es. du.

hätte ich diesen brief je geschrieben, hätte ich diesen brief je abgeschickt, ich weiss, was du gesagt hättest, wenn du nicht eva strittmatter zitiert hättest: es gibt nächte, die übersteht man nur mit einer guten flasche wein und zigaretten. mit diesem brief wird es nicht anders sein.

Seelig schrieben wir unser Vertrauen ineinander in Sand. Hast du nicht gesehen, dass Ebbe war? Ich wusste es, doch wollte ich es nicht glauben. Meine Uhr versprach schon seit einigen Salzwellen die Flut und nur du hast darauf gehorcht. Ich blieb stehen, blickte hinab auf meine nassen Füsse und als ich zu dir sah... Ich kann mit dir nicht leben, das sagte mir dein Hinterkopf.

ich bewege mich, wenn du mich so genau betrachtest. durch meine augen kannst du nicht blicken. seufzen. streicheln. sogar sehr sanft. sieh mich nicht länger so an. der kalte tee treibt dir den schweiss um die augen aus den poren, ich wende mich ab. im koffer ist kaum mehr platz und in der handtasche will ich dich nicht, verzeih.

und mein name ist unschuld.