ich lebe
zwischen deinen
geöffneten lippen

Leila betritt die Galerie und die Glocke, die ihr Kommen ankündigt, klingelt unangenehm in ihren Ohren nach. Sie steht nicht unter Zeitdruck, aber trotzdem hat sie sofort das Gefühl, dass sie schnell wieder weg muss. Nein, möchte. Auf einer schlanken, hohen Kommode steht immer eine Vase mit frischen Blumen, diesmal ist es Flieder. Augenblicklich rümpft sie die Nase und spürt, wie die kleinen Falten an ihrer Nasenwurzel entstehen. Danach juckt sie die Stelle immer und sie kratzt sich kurz.

dein geist begrenzt dich
du begrenzt dich selbst
grenzt dich ein
grenzt dich aus
in grenzen gesetzt,
auf den stuhl der einsamen

zusammen haben wir
chancen versessen.
du dort,
auf dem stuhl der einsamen.
ich hier,
auf der bank der alleingelassenen.

heute
begrenzt du mich
durch ausgrenzen -
nimmst
den stuhl mit dir,
wenn du gehst.

und ich bleibe.

tagelang könnte darüber geredet werden, über dein sehnen nach glück. und ich stehe in deinem theater, sehe dir beim spielen zu. unsere blicke berühren sich nicht mehr wie früher. liebe ist mehr als nur ein kuss höre ich sie singen. hast du dazu noch etwas zu sagen? - deine lippen bewegen sich, aber nicht auf mich zu. du sprichst mit deinem glück. mir bleibt nur meinen kopf zu senken, ungläubig. wir sind getrennt, zwischen uns ist zum ersten mal der vorhang.